Amberg – Rathaus (Fassade)

Pablo de la Riestra / Kunstdruck

Gezeichnet von Pablo de la Riestra
Format: 21,0 x 29,7 cm (DIN A4)
Preis: 12,00 €

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Der heutige Rathauskomplex ist das Ergebnis längerer Bautätigkeiten in der Spät- und Nachgotik, von Veränderungen im ausgehenden 19. Jahrhundert und Erweiterungsneubauten von 1920-24. Die Vogelperspektive zeigt die gegenseitige „Umarmung“ des Ursprungsbaus (weiß getüncht mit ockergelben Umrandungen) und des grau gestrichenen Neubaus von 1909/10; dazwischen liegen zwei Innenhöfe. Ein altes Bürgerhaus an der nordwestlichen Ecke wurde ebenfalls 1924 entkernt und integrierend umgebaut (gelbe Fassade). Obwohl die Westfassade mit Giebel und Altan ein bekanntes Wahrzeichen Ambergs ist, stellt sie architektonisch keinen besonderen Wert des ursprünglichen Ensembles dar – er liegt vor allem dahinter. Dies hängt mit den willkürlichen Veränderungen von 1873-74 und 1880 zusammen, als der Altan seine Arkadengalerie durch Abriss verlor und als „Ersatz“ einen neugotischen Wendelstein bekam. Die Rekonstruktion von 1920 wollte diesen verstümmelten bzw. verfälschten Zustand nicht mehr rückgängig machen, es blieb beim partiellen Verlust bester Architektur aus der Periode 1530-52. Vorhanden sind einerseits eine (neu erbaute) Laube und der in langen Blendnischen gegliederte Giebel, letzterer ein Beweisstück des Originalszustandes um 1400. Das mittlere Portal zum großen Rathaussaal mit verblendetem Tympanon verrät pure Neugotik, ebenso die flankierenden Statuen.

Sehr wertvoll ist dagegen die lange Südseite mit ihren acht großen Spitzbogenfenstern und ihrem vorzüglichen Erker des mittleren 16. Jh. Sie entsprechen dem großen Rathaussaal, der mit einer zeitgleichen, in Rauten gestalteten Holzdecke ein Meisterstück darstellt. Zum Originalbestand des gotischen Rathauses gehört ebenfalls der Kapellenraum mit seinen Schlusssteinen, darunter die rätselhaft-sinnliche Darstellung dreier verschränkter Knaben. Rechts unterhalb des Erkers findet sich an der Rathausstraße ein früher immer offenes, spitzbogiges Tor zum alten Innenhof, dem Meisterstück der Anlage, zu dem man jetzt leider nur umständlich über einen modernen Gang im Rathausinneren gelangt. Der heute nicht seiner Bedeutung entsprechend gewürdigte und genutzte Hof dürfte zwischen 1510 und 1520/25 entstanden sein, also vor dem Bau des ursprünglichen Altans zum Marktplatz. Auch hier im Hof ist ein Altan-Motiv über zwei offenen Segmentarkaden vorhanden, das die etwas ältere bzw. zeitgleiche Nürnberger Hofarchitektur nachahmt (dort: Bindergasse 16, Winklerstra e 5 und 31). Letztlich imitieren alle diese Höfe die 1466 vollendete Volckamer-Empore der Nürnberger Lorenzkirche, einschließlich ihrer Brüstungs-Maßwerkmuster! Anders als oft behauptet, nimmt das Vorhandensein von Arkaden an nur einer Seite des Innenhofs keinerlei Bezug auf die italienische Renaissance. Die Rathauserweiterung von 1571-73 hinterließ weitere sehenswerte Bauteile wie die Wendeltreppe zum „Archivstüberl“ und den dunkel vertäfelten „Kleinen Rathaussaal“. Ein Besuch des Rathauses ist  aus all diesen Gründen sehr zu empfehlen!

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