Baukulturführer 100

Bürgerhaus, Baunach

Format: 11,5 x 16,5 cm

Umfang: 32 Seiten, geheftet

Erscheinung: 2015

ISBN: 978-3-943242-58-4

Preis: 4,00 €

Anzahl:

Das Gelände der Brauerei Lechner wurde vor mehr als 20 Jahren aufgegeben, das Tor mit dem geschwungenen Barockbogen blieb verschlossen, der graubraune Putz bröckelte und viele der Fenster waren trüb. Das schmale, rund 910 Quadratmeter große Anwesen etwas außerhalb des Baunacher Zentrums war seit 1729 immer wieder umgebaut und verändert worden. Als die Brauerei nach einem weiteren Besitzerwechsel 1987 endgültig geschlossen wurde, befand sich auf dem Gelände nicht nur eines der größten Gebäudeensembles der Stadt, sondern auch ein Mälzerturm, ein Sudhaus, eine Abfüllanlage, Lagergebäude, ein Bierkeller, eine Gaststätte und eine Wohnung für den Hausherrn.

Das Wettbewerbsprogramm legte nicht das Schicksal aller Gebäude fest - bis auf den Turm und das Tor hätten alle anderen Gebäude abgerissen werden können. Christian und Peter Brückner waren jedoch so fasziniert von den Geschichten, die das alte Gemäuer erzählte, dass sie sich entschlossen, diese einzubeziehen. So haben die Architekten die bestehenden Gebäude weitgehend erhalten und mit fein abgestimmten Modifikationen und kleinen Umbauten die ehemalige Brauerei in ein Gemeindezentrum verwandelt.

Für die Erschließung des Saals im zweiten Obergeschoss fanden die Architekten eine geniale Lösung: Die teilweise zweiläufige Treppe mit ihren eng gesetzten, filigranen Edelstahlrohren erinnert nicht zufällig an die Rohrzäune, die ursprünglich zur Kühlung des Bieres dienten. Reminiszenzen wie diese sind charakteristisch für die Architektur des Bürgerhauses. Eine schlichte Metalltreppe im Mälzerturm, heute ein Ausstellungsraum mit Aussichtsplattform, weckt Erinnerungen an die Darrböden, auf denen die Gerste getrocknet wurde. Die kupferglänzende Oberfläche des großen Saals, der die Besucher im oberen Foyer erwartet, ist eine Anspielung auf die Sudkessel, in denen einst die Würze gekocht und ihre Sterilität sichergestellt wurde.  

Nicht nur das Konzept, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet, sondern auch die wunderschönen Räume und die liebevollen Details machen das Bürgerhaus zu einem ganz besonderen Ort. Aus der einstigen Brache ist ein Zentrum des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Baunach geworden.


The premises of the Lechner brewery were abandoned more than 20 years ago leaving the gate with its curved Baroque arch locked, the grey-brown plaster crumbling and many of the windows cloudy. The narrow approximately 910-square metre property just outside the centre of Baunach had been redeveloped and changed repeatedly since 1729. When after another change of owners, the brewery was finally closed in 1987, the site was not only one of the largest ensemble of buildings in town but also one including a malting tower, a brewhouse, a bottling plant, storage buildings, a beer cellar, a restaurant and an apartment for the landlord.

The competition programme did not determine the fate of all buildings – except for the tower and the gate, all other buildings could have been demolished. Christian and Peter Brückner, however, were so fascinated by the tales the old walls told that they decided to incorporate them. So the architects largely preserved the existing buildings and, using finely tuned modifications and small alterations, transformed the former brewery into a community centre.

The architects found a brilliant solution for accessing the hall on the second floor: the partially double-flight staircase with its closely set, filigree stainless steel pipes is not coincidentally a reminder of the pipe fences originally used to chill the beer. Reminders like these are characteristic of the community centre’s architecture. A simple metal stairway in the malting tower, now an exhibition space with a viewing deck, brings back memories of the kiln trays where the barley was dried. The gleaming copper finish of the large hall awaiting visitors in the upper foyer is a reference to the brew kettles, which were once used to boil the wort and ensure its sterility.  

Not only the concept linking the past and the present but also the wonderful rooms and the carefully detailed finishes have turned the community centre into a very special place. What was once derelict wasteland has become a centre of cultural and social life in Baunach.


Bauzeit: März 2011 bis Juni 2013
Architekten: Brückner & Brückner Architekten GmbH, Tirschenreuth I Würzburg
Bauherr: Stadt Baunach
Herausgeberin: Nicolette Baumeister, München / Berlin
Verlag: Büro Wilhelm. Verlag, Amberg

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